Montag, 14. November 2011

Serie: Die Deutsche Bahn

Ist Autofahren wirklich billiger? - Politische Fehlentscheidungen
Foto: Christian Allinger (Lizenz)

So knapp wie möglich: Ja! Autofahren ist in den meisten Fällen billiger als mit der Bahn unterwegs zu sein. Warum ist das so? Die Bahn als unflexibles Massentransportmittel sollte doch einen geringeren Fahrpreis pro Person bieten können.

Soll diese Frage geklärt werden, muss man sich erst darüber im Klaren sein, dass sich die tatsächlichen Kosten von den "gefühlten" unterscheiden bzw. was man als Kunde mit dem Ticket alles bezahlt. Dann wird deutlich dass die höheren Bahnpreise trotz aller Beteuerungen, man wollte den Verkehr auf die Schiene verlagern, immer noch eine politische Entscheidung sind.

Fahrtkosten: PKW
Momentan noch durch Steuern finanziert
Foto: wo.men auf Flickr (Lizenz)
Von Bahn-Befürwortern wird oft argumentiert, man müsse in die Fahrtkosten mit dem PKW ja auch die "Nebenkosten" mit einberechnen und nicht nur den Spritverbrauch. Das wären der Anschaffungspreis fürs Auto (Bahnkunden müssen ja keinen Zugkaufen, um zu fahren), die Steuern und Versicherungen, Reparaturen und Reifen. Sowie nicht zuletzt Kosten für die Finanzierung. Ein Auto wird schließlich oft auf Kredit gekauft. Für einen gebrauchten opel Corsa wären dies laut autobudget.de immerhin 182€/Monat OHNE die Spritkosten. (Details) Für größere Autos liegt dieser Wert noch deutlich höher.

Fahrtkosten: Bahn
In einem Bahnticket sind diese Kosten also alle schon enthalten. Einer der wichtigsten Kostenfaktoren fehlt aber noch: Die Infrastruktur. Autofahrer zahlen nicht extra für das gigantische deutsche Straßen- und Autobahnnetz. Dieses wird von allen Steuerzahlern getragen. Die Bahn muss hingegen die meisten Kosten für Ausbau und Instandhaltung des Schienennetzes auf die Kunden umlegen. Und hier liegt das Problem. Nicht mit der Bahn zu fahren spart dem Bürger den Ticketpreis und damit alle aufgezählten Faktoren, die die Bahn Geld kosten (Versicherungen etc.). Fährt er nicht mit dem Auto müssen alle Kosten, außer der Spritkosten trotzdem bezahlt werden. Da die meisten zumindest gelegentlich nicht auf ein Auto verzichten können, kommt man um diese Kosten nicht herum. Zusammenfassend hat die Bahn also (sofern ein Auto vorhanden ist) hohe variable Kosten. Die Autofahrt stattdessen hohe Fixkosten, aber niedrige variable Kosten.

Lösungsansätze nicht vorhanden

Um Bahnfahren attraktiver zu machen, müssten die Autofahrer mit in die Straßenfinanzierung einbezogen werden - es wäre also eine Maut nötig. Die Vorschläge einer Vignette (Jahresgebühr für unbegrenzte Autobahnnutzung) sind stattdessen wenig zielführend. Auch diese würde wieder Fixkosten bedeuten, die sowieso bezahlt werden. Vielfahrer würden belohnt, Geringfahrer bestraft.
Selbstverständlich kann ein variables Mautsystem nicht von heute auf morgen eingeführt werden. Die Autofahrerlobby ist dafür viel zu stark. Doch momentan finden sich nichtmal Ansätze eine langfristige Lösung. Es sieht also so aus, als seien die Beteuerungen den Schienenverkehr zu stärken nichts als leere Worte.

Nächster Teil: "Der Umweltaspekt" folgt...

Serie: Die Deutsche Bahn

Unpünktlich und teuer - Das sind sicher die ersten Assoziationen zur Deutschen Bahn. Doch woran liegt das und stimmen diese Vorurteile überhaupt. In der Serie soll einerseits faktisch auf die Kosten eingegangen werden, als auch auf die damit eng verwobenen politischen Entscheidungen.

Foto: Christian Allinger (Lizenz)


  1. Ist Autofahren wirklich billiger? - Politische Fehlentscheidungen
  2. Der Umweltaspekt
  3. Fernbusverkehr weiter verbieten!

Blick von Links - Ansichten zur Gesellschaft


Auf diesem Blog werde ich unregelmäßig Beiträge zu verschiedenen gesellschaftlichen Themen veröffentlichen. Die Artikel werden, wie etwa gleich der erste Beitrag, hin und wieder als Serie veröffentlicht.

Ich wünsche viel Spaß beim Lesen und hoffe ich kann den einen oder anderen hin und wieder überzeugen.